Der im Jahr 1896 in Berlin gegründete Deutsche Verband Frau und Kultur e.V. ist einer der traditionsreichsten Frauenverbände. Er ist in 21 Städten Deutschlands vertreten und hat insgesamt etwa 2600 Mitglieder.

Die Nürnberger Gruppe besteht seit über 100 Jahren und hat zurzeit rund 150 Mitglieder.

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1916 – Gründung durch Agnes Gerlach

 

AgnesGerlach.jpgAm 13. April 1916, mitten im 1. Weltkrieg, gründet Agnes Gerlach im Künstlerhaussaal die Gruppe Nürnberg, angeregt durch gleichzeitige Bestrebungen in vielen anderen Städten Deutschlands. Sie alle schließen sich nach der 1896 erfolgten Gründung des Berliner Vereins unter dem Namen „Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung“ zu einem Verband zusammen.

Von Ärzten, Wissenschaftlern und Künstlern unterstützt, geht es um die Befreiung der Frau von der gesundheitsschädigenden Modetyrannei. Angestrebt wird der Verzicht auf einschnürende Korsetts und Stofffülle und stattdessen mehr Licht, Luft und Bewegungsmöglichkeit. Als Hilfe zur Selbsthilfe werden Schnittmusterbogen entwickelt, Anleitungen zum Selbstschneidern alltagsgerechter Modelle gegeben.

Es erscheinen die ersten Mitteilungsblätter des Verbandes unter dem Titel „Die gesunde Frau“ und „Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur“.

Deutsche Frauenkultur Titelbaltt                 Deutsche Frauenkultur 1929 2

 

1917 – Ausstellung in der Landesgewerbeanstalt

 

Um die Idee der Reformkleidung einem großen Publikum vorzustellen, organisiert der Nürnberger Verein eine Verkaufsausstellung in den unteren Sälen der Bayerischen Landesgewerbeanstalt unter dem Titel „Deutsche Frauen- und Kinderkleidung, Volkskunststickereien, Webereien, Spitzen und Schmuck“. Die Ausstellungsobjekte stammen von Kunsthandwerkern und auswärtigen Werkstätten.

 

1918 – Gründung einer Werkstätte und Verkaufsstelle

 

Der gute Absatz während der Ausstellung und die vielen Nachbestellungen der Ausstellungsstücke, die in Nürnberg sonst nicht angeboten werden, führen zur Gründung der „Nürnberger Werkstätte für Deutsche Frauenkleidung“ unter der Leitung von Magda Egermann. Da es keine Stoffe gibt, schafft man aus alter Kleidung Neues.

An der Fleischbrücke im Hause der Nürnberger Zeitung wird eine eigene Verkaufsstelle „Deutsche Wertarbeit“ eröffnet und 1918 in das Haus der Handelskammer verlegt.

 

1919 – Frauenwahlrecht und Stadtrat

 

Mit der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 wird Agnes Gerlach 1919 als eine der ersten sechs Frauen in den Nürnberger Stadtrat gewählt, dem sie bis 1924 angehört.

 

1923 – Nürnberger Rauschgoldengel

 

rauschgoldengel
Agnes Gerlach ist bestrebt, den historischen Nürnberger Engel vor der Verkitschung zu bewahren und die Herstellung in seiner alten Form zu sichern. In Zusammenarbeit mit Künstlern wird in Anlehnung an die alten Vorbilder der traditionelle Nürnberger Engel neu entwickelt: eine Engelsgestalt in klarer, materialgerechter und stilisierter Form, auf die nun auch der Materialbegriff „Rauschgold“ übertragen wird.

In seiner einfachen und strengen Form prägt er bis heute das Bild vom typischen Rauschgoldengel, der auch erst seit dieser Zeit den Namen Rauschgoldengel trägt. Die Herstellung erfolgt zunächst bei der Deutschen Wertarbeit, ab 1924 in den Nürnberger Wohlfahrtstätten. Der Verkauf findet in eigenen Buden der Deutschen Wertarbeit auf dem Christkindlesmarkt statt.

Als 1933 die Wohlfahrtswerkstätten aufgelöst werden, erklärt sich das Rote Kreuz zur Übernahme der Produktion bereit, ab 1939 die Stadtmission, bis zur Zerstörung der Räume 1943.

Schon bald nach dem Krieg bemüht sich Agnes Gerlach, die Produktion wieder in Gang zu bringen und im eigenen Laden, Königstr. 56, und auf dem Christkindlesmarkt anzubieten.

 

1924 – Vorsitzende des Gesamtverbands

 
Agnes Gerlach wird, nachdem sie zuvor die 2. Vorsitzende war, 1. Vorsitzende des Gesamtverbandes und behält diese Aufgabe bis 1954.

 

1934 – 1950 Kriegszeiten und Wiederaufbau

 
1934 werden die deutschen Frauenverbände in das Deutsche Frauenwerk eingegliedert und in ihrer Handlungsfreiheit stark eingeschränkt. Von den vormals 70 Gruppen lösen sich viele auf. Die Verbandsarbeit kommt 1944 ganz zum Erliegen.
1945 werden die „Nürnberger Werkstätten“ und die Geschäftsstelle des Verbands mit allem Archivmaterial zerstört.
Nach Kriegsende trifft man sich wieder in den einzelnen Gruppen. 1948 findet die erste Nachkriegstagung des Verbandes statt. Leider haben die Gruppen im Osten Deutschlands nicht mehr die Möglichkeit, sich dem Verband anzuschließen.

 

1958 – Vorstandswechsel

 

Nach 40 Jahren gibt Agnes Gerlach den Vorsitz der Nürnberger Gruppe ab. Sie erhält 1966 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1975 die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg
Neue 1. Vorsitzende wird Elisabeth Schnidtmann-Leffer, sie leitet den Verein bis 1965.

 

1965 – Hedi Ebermayer

 

Hedi Ebermayer wird zur 1. Vorsitzenden gewählt.

 

1973 – Namensänderung

 

„Frauenkultur“ wird zu „Frau und Kultur“. Entsprechend der Wandlung der Zeit und Weiterentwicklung des Vereins ist die Zielsetzung und der Zweck laut § 2 der neuen Satzung vom Jahr 1974: Der Verein dient ausschließlich und unmittelbar in gemeinnütziger Weise der Erwachsenenbildung und der menschlichen Begegnung.

 

1980 – Ulrike Kreppner

 

Ulrike Kreppner übernimmt das Amt der 1. Vorsitzenden. Für ihre große Leistung wird sie 1995 mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet und erhält 2007 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

 

2016 – Christa Rauch

 

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Die Nürnberger Gruppe feiert das 100-jährige Bestehen, ein Ereignis, das nur wenigen Vereinen vergönnt ist.
Ulrike Kreppner gibt nach 36 Jahren Vereinstätigkeit den Vorsitz ab. Christa Rauch, die langjährige zweite Vorsitzende des Vereins, wird ihre Nachfolgerin.

2022 – Barbara König

 

Barbara König wird erste Vorsitzende.